Artikel: 2012 - Hier kommt die Story über BRAUN's letzte Edition.

Hier darf unter Beachtung der Forumsregeln über alles auch außerhalb von Braun geplaudert werden
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Artikel: 2012 - Hier kommt die Story über BRAUN's letzte Edition.

#1 Beitrag von BrAms » 05.06.2012, 13:34

Herr Redlich hat hier seine Ausführungen zur atelier-Last Edition von 1991 im Mai 2012 festgehalten.

Interessant hieraus für mich ist, dass Gillette auch während der gesamten a/d/s-Ära mit 20% an der BrAun Elektronik GmbH (a/d/s), Kronberg, beteiligt war und wohl schon ab Mitte der 1980iger über Bürgschaften und Verlustübernahmen quasi das gesamte Geschäftrisiko trug, sodass der von mir schon immer vermutete, für die Geschäftsphilosophie eines edlen HiFi-Nischenproduktanbieters im Hochpreisbereich, abträgliche "Konzernhintergrund" quasi durchgängig vorhanden war.
Denn,
Klasse mit Masse gehen auch heute noch nicht zusammen.

T+A sowie B&O stellen dies schon seit Jahrzehnten bis heute unter Beweis.

Gruß Harald
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#2 Beitrag von Gulugulu » 05.06.2012, 17:00

Moin!

Herr Redlich überzeugt wie immer... gar nicht. :wink:

Der Beitrag ist fürchterlich zu lesen und seine "Anmerkungen" scheinen doch alle mitsamt dem Hörensagen zu entspringen. Die Geschichte mit a/d/s/ scheint er auch nicht richtig verstanden zu haben.

Naja, der Wille zählt...

Gruß
Andreas

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#3 Beitrag von fnerstheimer » 25.06.2012, 16:04

Herr Redlich kennt sich mit zwei Herstellern sehr gut aus, und ist diesen Firmen auch positiv gesonnen - Grundig und Braun. Außerdem kennt er sich in der Branche sehr gut aus, hat ein riesiges Archiv und viel Zeit in Interviews von Zeitzeugen investiert.

Der Stil von Herrn Redlich ist sicher nicht jedermanns Sache, weil er oft ohne Grund auf Konfrontation ausgerichtet ist - das ändert aber nichts daran, dass die Aussagen vom Grundsatz her richtig sind.

Gruß Frank
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#4 Beitrag von Gulugulu » 25.06.2012, 17:03

Moin!

Mag sein, trotzdem halte ich nicht sonderlich viel von Artikeln, in denen der Verfasser durchgehend nicht mal in der Lage ist den Firmennamen (es heißt a/d/s/) richtig zu schreiben. Und scheinbar keinen Blick in deren Geschichte geworden hat. a/d/s/ war ein durchaus bekannter Lautsprecherhersteller in den USA. Die angeboten Lautsprecher waren auch nicht wie behauptet ein billiger Abklatsch der deutschen Braun Teile, sondern lediglich dem amerikanischen Geschmack angepasst. Die Gehäuse waren teilweise baugleich (die späten wie M, RM und CM sogar komplett) und es gab zudem wesentlich mehr Lautsprecherversionen als in Deutschland unter dem Label "Braun". Auch Autolautsprecher und dazugehörige Endstufen gab es in den USA zuhauf, in Deutschland nur ein paar armselige Modelle. Und diese Produkte kennt man in den USA auch heute noch, daher können sie so schlecht wie in dem Artikel dargestellt auch nicht gewesen sein.

Warum a/d/s/ mit den Atelier Geräten auf dem amerikanischen Markt nicht Fuß fassen konnte, ist mit hiesigen Quellen wohl kaum zu klären. Alle möglichen Gesprächspartner sind ehemalige Beschäftigte der Braun HiFi Sparte und deren Position ist, sagen wir es offen, nicht unbedingt neutral. Meine persönliche Einschätzung ist, daß der dortige Markt einfach nicht für langlebiges Design in Kombination mit technischem Mittelmaß und hohen Preisen zu gebrauchen war. Diese Marktbereiche waren wenn schon besetzt und um da reinzurücken fehlte es einfach an Mitteln. Egal ob unter Braun oder a/d/s/.
Übrigens war in den USA a/d/s/ der bekanntere Markenname. Braun kannte man wenn nur von Rasierern und das ist nun nicht unbedingt das Aushängeschild für hochpreisige Stereoanlagen. Daher hinkt auch der Vergleich mit anderen deutschen Firmen...

Gruß
Andreas

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BRAUN & CLAIRTONE

#5 Beitrag von carlos » 25.06.2012, 18:10

Tach Leute,
da wir gerade beim amerikanischen Markt sind: BRAUN und a/d/s, da gab es
mal die Marke ´clairtone´, kannte ich bisher nur von ein paar T 22 etc.
Stelle mal meinen neuesten Fang vor:
Einen SK 61 von BRAUN / CLAIRTONE. mit englicher Beschriftung, FM bis 108 mc!
Gab also ´damals´ schon einen Markt .........
Gruss Carlos


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#6 Beitrag von fnerstheimer » 25.06.2012, 18:47

Gulugulu hat geschrieben:Moin!

Meine persönliche Einschätzung ist, daß der dortige Markt einfach nicht für langlebiges Design in Kombination mit technischem Mittelmaß und hohen Preisen zu gebrauchen war.

Gruß
Andreas
mit diesem Statement hast Du mit wenigen Worten den zentralen Grund beschrieben, weshalb Braun HiFi gestorben ist - für derartige Geräte ist der Markt nicht nur in den USA sehr dünn.

Wir wissen es doch schon lange, und habe es hier schon oft diskutiert - Durchschnittstechnik in edle Gehäuse packen, reicht für ein Edel-Gerät nicht aus, genau das aber hat a/d/s versucht, und ist damit gescheitert - genau wie als jüngstes Beispiel Saab, denen auch keiner die Designer-Opels abkaufen wollte. Für diese Erkenntnis braucht es die Ausführungen von Herrn Redlich nicht.

Gruß Frank
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clairtone

#7 Beitrag von gstae » 25.06.2012, 18:54

hallo carlos,
clairtone ist eine kanadische marke für rundfunk-/hifi-geräte. sie bestand von 1958 bis 1971 und wurde 1979 endgültig aufgelöst.
braun produzierte verschiedene geräte mit dem markenzusatz clairtone und englischer beschriftung, die über clairtone in kanada und teilweise in den usa vertrieben wurden. ausserdem wurden z.b. über den exporteur marzik in frankfurt braun geräte mit deutscher und englischer beschriftung an angehörige der us-armee verkauft. dazu gab es sogar eigene umfassende preislisten.
gruss
günter

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#8 Beitrag von Gulugulu » 25.06.2012, 19:36

fnerstheimer hat geschrieben: Wir wissen es doch schon lange, und habe es hier schon oft diskutiert - Durchschnittstechnik in edle Gehäuse packen, reicht für ein Edel-Gerät nicht aus, genau das aber hat a/d/s versucht, und ist damit gescheitert
Sorry, auch wenn ich damit wieder manchen auf die Füße trete. Damit war bereits Braun gescheitert (kannst du ja im Redlich Artikel nachlesen), mit a/d/s/ wurde das Ableben nur hinausgezögert.
UND: Die Geräte waren nicht schlecht (genau genommen waren die CD Spieler z.B. sogar sehr gut). Sie waren halt nur für ihre Leistungsdaten zu teuer. Hierzulande konnte man sie verkaufen, da BRAUN einen Namen hatte. Und das Design gefragt war. Aber anderswo? Schwierig.
Einzig der R4 war die Katastrophe. Aber auch der Hoffnungsträger. Denn das wäre das innovative, kompakte und trotzdem leistungsstarke Gerät gewesen, welches für neue Märkte so unglaublich wichtig gewesen wäre. Daran ist dann a/d/s/ gestorben. Aber Braun war da schon lange tot.

Mir zeigen Redlichs Kommentare wie "Die in Fernost gefertigten Produkte waren schlicht billig(st)er Plastikkram", dass hier mehr Polemik als Wissen im Spiel ist. An manchem hochgelobten Regie Gerät ist mehr Kunststoff als an Atelierteilen. Oder "Die Endstufe hätte durchaus dicker und größer sein dürfen und wäre dann woanders versteckt worden. Es waren eher die Entwicklungskosten, die vermieden werden sollten." Auch Blödsinn. Die Anlage lebte einzig und allein durch das Design. Die Aufweichung dieses Konzeptes führte zu so ungeliebten Kindern wie dem VC4, welche wie Fremdkörper wirken. Das nimmt der Anlage ihr Hauptverkaufsargument: Das Design.

Braun HiFi hätte nur auf zwei Wegen überleben können: High-End produzieren (und nicht nur davon reden), Preise rauf (oder als Aushängeschild subventioniert) und daheim bleiben. Oder breit aufstellen und den Markt bedienen. Also günstiger werden und mehr verkaufen.

Vielleicht an dieser Stelle mal ein Zitat eines a/d/s/ Mitarbeiters (ja, die gab es auch) aus einem anderen Forum:


Perhaps I can shed a little light on your whatever happened to a/d/s/ curiosity. I was employed by a/d/s on two occasions. The first from 1983 - 1993, then from 1996 - 1999, so was in a position to see some of the changes that resulted in the eventual downfall of a/d/s/ as a popular audio brand.
a/d/s/ founder, Dr. Godehard Guenther, is a brilliant man who was always a little ahead of the market when it came to product ideas. in the late 70's through early '80's a/d/s/ speaker sales were doing startlingly well in both home and automotive categories, but Godehard felt that people would begin to appreciate the benefits of purchasing complete, high quality integrated system solutions. This was quite common in Godehard's native Germany, but in the US we had a mix and match mentality. This thinking resulted in a/d/s/ purchasing the Braun electronics division from then owner, Gillette. The plan was the Braun Atelier electronics were to become a/d/s/ Atelier. This turned out to be an extremely ambitious project because the plans were in place for the complete electronics line, but only a few of the new models were fully developed at the time. The additional personnel and costs to tool and develop the line were phenomenal. The development of many of the products, such as the flagship R4 receiver would be simple today but extremely difficult back then. In the late 80's the building-blocks didn't exist to make a computerized digital receiver with full system control and multi-room capability like we take for granted today. Now there are chips for virtually everything, but a/d/s/ needed to develop everything from scratch. While speaker sales were still going strong, and the automotive division was doing great under the leadership of industry leaders John Bishop and John Caldwell, the costs of this expansion into home electronics were taking their toll.
The M and CM series speakers designed by Dana Hathaway, were introduced at this time also. They represented a departure from the original a/d/s/ sound but were quite good and arguably were objectively "better" in all technical aspects.

....

Eventually, a/d/s/ sold Braun Electronics back to Gillette, and cleaned up after the other projects, but the damage was done. This all led to a need for a capital influx which led to a merger with Museatex from Canada, and the formation of ADS Technologies (ADST) as the holding company that had a/d/s/ and Museatex as their brands. ...


Quelle

Gruß
Andreas

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#9 Beitrag von BrAms » 26.06.2012, 15:35

Als Zeitzeuge des damaligen Geschehens gebe ich Andreas weitestgehend recht.
Gulugulu hat geschrieben:Braun HiFi hätte nur auf zwei Wegen überleben können: High-End produzieren (und nicht nur davon reden), Preise rauf (oder als Aushängeschild subventioniert) und daheim bleiben...
...so wie es bis heute T+A erfolgreich mit einigen BrAun-Exmitarbeitern praktiziert :) .

Aber daran ist kein Global-Player der Welt mangels ausreichendem Profit oder Neudeutsch "return on investment" interessiert, weshalb die Marke "BrAun-HiFi" streng genommen bereits schon seit 1969 dem Untergang geweiht war.

Gruß Harald
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#10 Beitrag von Rainer Hebermehl » 26.06.2012, 16:24

Hallo Harald,

daß ehemalige Braun - Mitarbeiter sich bei T&A eingefunden haben geistert seit unserem kläglichen Ende immer wieder durch die Lande. Aber mir ist von keinem einzigen ehemaligen Kollegen bekannt, daß er zu T&A gewechselt hätte.

Doch, einen gab es, der kam von KENWOOD ( deren Aufkleber auf der Heckscheibe sich so wunderbar in KONDOM umändern ließen ). Er war in der ADS - Aera nur kurz im Vertrieb tätig und wechselte vor unserem Exitus zu T&A in den Kundendienst, alldorten seines Verbleibens ebenfalls nach enigen Monaten Vergangenheit war.

Grüße

Heb
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#11 Beitrag von v/d/b » 26.06.2012, 23:07

BrAms hat geschrieben:... weshalb die Marke "BrAun-HiFi" streng genommen bereits schon seit 1969 dem Untergang geweiht war.
Hallo Harald,
das dürfte wohl den Kern der Geschichte Treffen.
a/d/s ist da nur ein Randthema.

Viele Grüße
Thomas

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#12 Beitrag von Gulugulu » 27.06.2012, 11:20

p1i hat geschrieben: a/d/s ist da nur ein Randthema.

Viele Grüße
Thomas
Moin,

völlig richtig. Es ist nur so, dass grade diesem Randthema a/d/s/ immer wieder der schwarze Peter zugeschoben wird.

Lustig ist allerdings, dass 9 von 10 Leuten, die sich überhaupt noch an Braun als HiFi Hersteller erinnern, Produkte aus genau dieser Zeit im Sinn haben. Und sie verbinden diese Erinnerungen nicht mit schlechter Qualität, sondern mit genau gegenteiligen Vorstellungen. Und auch heute sind diese Geräte noch immer gefragt und werden sogar von "Normalos" genutzt (und nicht gesammelt). Ich finde dieses ist eine gute Leistung für den "billigsten Plastikkram aus Fernost". Immerhin sind die Teile nun auch schon deutlich über 20 Jahre alt und wir sprechen über Unterhaltungselektronik.

Erfreulich ist es aber in letzter Zeit zu beobachten, wie einige Geräte der 60er Jahre wieder zunehmend Beachtung finden. Und zwar bei jüngeren Leuten. Die Befürchtung, dass die Erinnerung an diese Geräte mit ihrer Generation sterben würde, scheint also glücklicherweise unbegründet.

Gruß
Andreas

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#13 Beitrag von v/d/b » 27.06.2012, 12:31

Hallo Andreas,
das sich viele Leute gerade an die Ateliers erinnern hat wohl auch was mit deren "spektakulärem Abgang", Stichwort "Last Edition" zu tun.
Plastikkram stimmt auch in meinen Augen nicht.
Dennoch zeichnen sich der Großteil der Geräte nicht gerade durch einen besonders sauberen Aufbau aus.
Ich denke, was hier verloren gegangen ist, ist eine Tugend, die man bei Braun in den früheren Jahren sehr intensiv gepflegt hatte. Nämlich das Zusammenspiel von Entwicklern und Designern.
Und das hat eben schon etwas damit zu tun, dass ein Teil der Entwicklung und vor allem die Produktion nach Fernost ausgelagert waren.
Da waren dann designerischer Anspruch und technische Machbarkeit gelegentlich nicht 100%ig kompatibel. Jedenfalls nicht zu den angestrebten Herstellungskosten.


Viele Grüße
Thomas

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#14 Beitrag von Gulugulu » 27.06.2012, 17:16

Hallo Thomas,

sicher war die Trennung von Produktion, Entwicklung und Design ein Problem. Aber so wie zuvor war es halt nicht mehr zu machen. Die Kosten waren zu hoch und rote Zahlen waren die Folge. Man kann a/d/s/ sicher vorwerfen den Karren nicht aus dem Dreck gezogen zu haben, aber da reingestellt hatten ihn schon andere...

Die unaufgeräumte Verarbeitung kann ich eigentlich nur für die Receiver bestätigen. Hier musste einfach zu viel Technik in zu wenig Gehäuse. Daher wurden die Teile zu Strippenkisten. TV3 und VC4 sind außen vor. Diese Geräte wurden nicht von Braun bzw. a/d/s/ entwickelt, sondern nur bestehendes Zeug in andere Gehäuse gepackt.

Aber alle anderen Geräte finde ich vom Aufbau her sehr gut. Selbst die PA4, die das Gehäuse bis aufs letzte Eckchen ausnutzt. Die Qualität der Platinen hätte da und dort sicher hochwertiger sein können. Aber wenn man sich die Konkurrenzprodukte aus der Zeit anschaut, waren diese auch nicht besser aufgebaut.
Die CD Spieler sind durchgehend sehr hochwertig verarbeitet. Einen so schön durchdachten CD Schlitten habe ich noch nirgendwo wiedergefunden. Und das C4 ist ein Wahnsinnsteil. So viel Technik auf so kleinem Raum und doch sauber durchdacht und verarbeitet.

Der Ruf der Geräte ist in manchen Kreisen wesentlich schlechter als sie es wirklich sind. Und das meiste ist nur emotionalen Ursprungs. Und Herr Redlich springt auf diesen Zug auf, statt sich wirklich mal mit den Hintergründen zu beschäftigen. Manchmal hilft es halt nicht ein großes Archiv zu haben oder Zeitzeugen zu interviewen, vielleicht muss man auch mal einen Teil davon kritisch hinterfragen...


Gruß
Andreas

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#15 Beitrag von v/d/b » 27.06.2012, 18:16

Hallo Andreas,
ich hatte seinerzeit ja den einen oder anderen C1 und T1 für meine Umbauten geschlachtet. Beide fand ich jetzt nicht so toll vom Aufbau. (Der Schlitten beim C1 war ok)
Allerdings war die erste Reihe ja auch als preiswerte Einsteigerserie gedacht.
Der CC4 ist in meinen Augen allerdings auch keine Offenbarung.
Warum man für die Platinen kein FR4 verwendet hat erschließt sich mir auch nicht. Das gab es Anfang der 80er ja wohl schon.
Von den CD-Playern kenne ich nur den CD3 und das ist wirklich ein schönes und solides Gerät.
Über die Gehäusequalität der Ateliers brauchen wir uns wohl nicht zu unterhalten. Bis auf die zwei (?) Ausrutscher mit Kunststofffront waren die sehr solide.

Viele Grüße
Thomas

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bresche schlag....

#16 Beitrag von RAL7035 » 13.12.2012, 03:09

Hallo,

also ich muß schon sagen, eine kontroversere Diskussion hab ich selten gelesen, aber schön.
Ich möchte da nur mal eine Bresche für die Braun-Geräte und besonders die Mitte bis Ende der 80er Jahre schlagen.
Ich hab bestimmt schon das eine oder andere Gerät geöffnet, schon als Kind mußte ich meinen Informationsdrang für Dinge, die man nicht sofort sehen kann, auf diese Art genügen.
Ich hab in vielen Geräten, auch im Hochpreissegment, von außen auch sehr nett anzuschauenden Geräten, viele Beispiele hochentwickelter Lötkunst finden können, manchmal hat man sich gedacht, die haben ein Gerät gebaut, Platinen rein, Mechanik, und dann ist ihnen eingefallen, daß ja alles irgendwie mit diesem Zeugs, ach ja, Kabeln, verbunden werden muß, Mist, na gut, ham wir ja genug von und Hauruckdiewaschfrau war ein Gewirr von Strippen verlegt. Und das in Gehäusen, welche gegenüber den Braun-Atelier-Geräten quasi unendliche Weiten boten für den Inhalt, wers nicht glaubt, braucht sich bloß alte Hifi-Zeitschriften anzusehen, das war total interessant.
Braun hat es nun verstanden, alles in echt super flache Gehäuse unter echter Ausnutzung des vorhandenen Raumes, unterzubringen und das ist ihnen verblüffend gut gelungen, gut, sehen wir vom R 4-Toaster mal ab, aber auf jeden Fall und das muß hier mal unterstrichen werden, der R 4, besonders zu der Zeit, als er herauskam, war seiner Zeit mehr als voraus und klanglich mit Geräten wie Revox vergleichbar, auch in der Empfangsleistung, hier muß auch mal der hervorragende MC-Phonovorverstärker genannt werden. Und das alles immer noch in einem Gehäuse, wo ein T 1 oder auch T 2 noch ne Menge Platz geboten hatte, Respekt und Anerkennung.
Alle Geräte von Braun aus dieser Zeit haben Spitzenplätze in den Ranking-Listen der einschlägigen Hifi-Zeitschriften belegt, auch und besonders die Lautsprecher sind hier zu erwähnen. Das ist belegbar und nicht wegzudiskutieren, also von daher auch ganz und in echt wahr...
Klar waren die Geräte teuer, aber, wer hat denn früher nen Citroen oder nen Saab gefahren? Genau, Leute, die das Besondere liebten und es sich auch leisten wollten.
es gibt bestimmt Ausnahmen, bei meiner PA 4/1 hatte sich ein Platine aufgelöst und ich hatte ein Heidenglück, daß mein Kumpel bei der Telekom mir eine komplett neue hergestellt und bestückt hat, war ein Lehrlingsstück, schöne Sache, und ein bomben Geburtstagsgeschenk. Und seit 15 Jahren spielt dieses Ding, wird nicht mal ansatzweise grillheiß, nachdem der Ruhestrom eingestellt war, und das ohne Lüfter.

Das C 4 gehört mit zu den besten Cassettendecks, welche am Markt waren, schon das C 3 spiele mit den Harman Kardon 491 auf Nakamichi-Niveau, ich meine hier den Dragon. Und wenn man mal in so einen Dragon reinschaut, machts besser nicht, bei dem Gerät hilft nur Beten, daß der Weichmacher gaaanz lange in den Kunststoffteilen bleibt und die sich nie verziehen oder was noch alles so passieren kann.

So, ich denk, ich hab mir hier mal Luft genug gemacht...

Grüße

Frederik

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naja ...

#17 Beitrag von fnerstheimer » 13.12.2012, 18:37

... ich habe mir diesen Thread noch mal durchgelesen, und denke, dass die Diskussionsrichtung eigentlich nichts mit dem Thread zu tun hat.

Es geht doch gar nicht darum, ob Braun Atelier Geräte nun schlecht sind oder nicht. Ich denke, es wird auch niemanden geben, der Braun Atelier Geräte ernsthaft als minderwertig einstuft.

Der Ursprung des Threads war doch die Kommentierung eines Artikels von Redlichs HiFi-Museum. Abgesehen davon, dass Herr Redlich das bemerkenswerte Talent besitzt, sogar Wahrheiten so zu formulieren, dass sie sich wie Tritte ins Gesicht anfühlen, geht es hier doch darum, dass die Unternehmenspolitik analysiert wird, und die hat nur in den seltensten Fällen was mit der objektiven Qualität der Produkte zu tun.

Ich bin alt genug, dass ich Braun HiFi ab den siebziger Jahren noch als Neugeräte erleben durfte. Schon damals war der Kritikpunkt an Braun nicht, dass die Geräte nichts taugen, sondern, dass niemand so recht wusste, wo Braun eigentlich hin wollte.

Schon in den siebzigern gab es von Braun Haarföne für 29,95 im Supermarkt und Feuerzeuge im Tabakladen, alles Produkte, die nach Großserienmaßstäben hergestellt wurden. Die HiFi-Geräte hingegen konnten sich nie so recht entscheiden, ob sie exklusiv sein wollten, oder einfach nur hochwertige Massenprodukte. Die Atelier Geräte verkörperten dieses Dilemma dann in Perfektion.

Der typische Käufer von Großserienprodukten hat schon immer auf ein optimales Preis-/Leistungsverhältnis mehr wert gelegt, als auf ein exklusives Design, und da waren fast alle Hersteller besser als Braun. Der Käufer von Exklusivprodukten hingegen wollte keine Pertinaxplatinen im China-Look, selbst wenn sie noch so gut funktionierten. Er hätte sogar noch mehr bezahlt, was für ihn aber ein absolutes NoGo ist, ist ein fühlbarer Rotstift. Aus dem selben Grund funktionieren Opel-Saab, Ford-Jaguar und Peugeot-Citroens auch nicht.

Im Grunde hat T&A genau das gemacht, was Braun hätte machen müssen - die Geräte wurden noch teurer, aber auch kompromissloser. Aber so eine Strategie kann nur ein Mittelständler, der noch Kontakt zu seinen Wurzeln hat, und kein Konzern, der mit Papierwindeln und Einwegfeuerzeugen in Milliardenauflage sein Geld verdient.

Auch wenn ich mich selber schon zum Meckern hinreißen lassen habe, finde ich, dass es niemandem etwas bringt, wenn er das basht, was jemand anderem Freude macht. Dem Gebashten versaut es die Freude, und der Basher verbaut sich die Möglichkeit, seinen Horizont zu erweitern. Wir machen das hier doch nicht als Job, sondern als etwas, was Spaß machen soll, und da sollte sich niemand rechtfertigen müssen.

Gruß Frank

@Frederik - bis der Weichmacher aus den Plastikteilen Deines Dragon raus ist, gibt es den Makerbot zu hobbytauglichen Preisen, und dann kannst Du Dir Deine Ersatzteile drucken ;) . Also, keine Angst.
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#18 Beitrag von abig » 13.12.2012, 19:51

hallo frank

ein super satz von dir :


Auch wenn ich mich selber schon zum Meckern hinreißen lassen habe, finde ich, dass es niemandem etwas bringt, wenn er das basht, was jemand anderem Freude macht. Dem Gebashten versaut es die Freude, und der Basher verbaut sich die Möglichkeit, seinen Horizont zu erweitern. Wir machen das hier doch nicht als Job, sondern als etwas, was Spaß machen soll, und da sollte sich niemand rechtfertigen müssen.

danke, dass unterschreibe ich mit !

gruss aus der pfalz
oliver
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qualität, da steckt qual drin

#19 Beitrag von RAL7035 » 16.12.2012, 20:15

hallo Frank,

du hast volkommen recht, diese miesmacherei von dingen, die man eh nicht mehr ändern kann verdient mindestens hunderte von trivialpunkten, ähnlich wie bei dauernörglern, denen im moment grad man wieder kein eigener verbesserungsvorschlag einfallen mag...
wir sind nun mal fans von diesen produkten und das hat wohl eben den grund, weil wir sie mögen, aus ablehnung hat noch niemand nenporsche 911 gekauft um ihn dann schlechtzumachen, denk ich, und ich rede von einem echten bis '89.
Braun-Geräte waren in der Hinsicht kompromißlos, die Form folgte der Funktion und das haben die Geräte toll gemacht, find ich. Und daß sie nebenbei noch hervorragend klingen, ohne optisch den Raum für sich allein in Anspruch zu nehmen, find ich besonders toll.
Ach, son Dragon soll ja ganz nett funktionieren, ich hab ein CR 4, das ist hervorragend und klanglich wirklich über jeden Zweifel erhaben, ein Traum, wenn Du in so ein Gerär hineinschaust, ist der Kabelsalat halt ziemlich deutlich, aber das was rauskommt, ist eben klasse. Die Braun-Schubladentapes sind mechanisch wirklich gut und durchaus auf dem Niveau eines Revox-Gerätes, die hatten dafür aber mehr Platz zur Verfügung. Leider hat es Braun nicht mehr geschafft, einen echten Doppelcapstanantrieb oder sogar eine Reversefunktion einzubauen, das wäre als Abschluß einer Cassettenära genial gewesen. DAT hat sich leider nicht durchgesetzt und ich wär gespannt gewesen, wie diese Geräte ausgesehen und sich in die Anlagen integriert hätten, mit der heutigen Digitaltechnik hätte auch Braun ganz tolle Dinge verwirklichen können, denkt man z.B. an digitale Geräte von NAIM, den NAIT für alle Formate, das in einem Atelier-Gehäuse, es würde heute noch hervorragend aussehen und sich bestimmt verkaufen...
Einfach schade, daß finanzielle Erwägungen von Großkonzernen deren Prestigeanspruch nur in den Portemonnaies ihrer Aktionäre und Manager sehen und nicht, den Konzern mit einem Produkt unsterblich zu machen.
Daimler hats mit dem MB-Trac auch nicht verstanden, heute wird fragwürdige Qualität für teures Geld verkauft und die Kunden wandern ab.


Grüße aus dem Harz

Frederik
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#20 Beitrag von abig » 18.12.2012, 22:29

hallo frederik,
etwas schwer zu lesen,
aber ich habe verstanden und freue mich immer noch über meinen alfa spider 916,
den ich als design -studie in amsterdam als rohserie in einer austellung in den 90er gesehen habe-
ich hatte dieses fahrzeug im hinterkopf und habe ein serienenfahrzeug später erworben, bis heute in meinem besitz seit 2010 für den winter mit hardtop .

dies design hat mich als studie damals so begeistert, dass dich dies auch
gekauft habe......

mit bestem gruss aus der pfalz
oliver
alfa romeo und lancia ,ist nur noch ein abgesang von fiat .........
so wie braun mit a/d/s und dann nichts....
BRAUN Hifi, nur das Beste für meine Ohren !

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