Hallo Forum,
am 27. März 2010 lud mich Pierre Wittig nach Bremen in seine Werkstatt ein, diverse Einstellarbeiten an meinem R4 waren zu machen. Da ich weder über ein Ozilloskop, Frequenzenmesser oder Tongeneratoren verfüge nahm ich diesen Termin dankbar an. Einen kleinen aber feinen Laden mit Werkstatt hat er sich da in Bremen aufgebaut. Neben unzähligen Revox, T&A, harman/kardon, Accuphase und Luxman Geräten für High-End Freunde findet man natürlich auch Braun Atelier Geräte. Das Hauptaugenmerk liegt in der Reparatur und Restaurierung der nun mal in die Jahre gekommenen Geräte. Man merkt, das Pierre sein Hobby zum Beruf gemacht hat und mit Leib & Seele sich dem Service verschrieben hat. In Seiner kleinen Werkstatt findet man einen komplett ausgestatteten Audiomessplatz, sowie zwei weitere Arbeitplätze.
Da ich wirklich nur hobbymäßig meinen R4 aufgebaut und mit diversen Neuteilen bestückt habe, war ich über eine Einladung sehr dankbar, da ein paar Krankheiten noch kuriert werden mussten.
Der R4 wurde an den Messplatz angeschlossen, dank einer Leistungsmessung stellte sich heraus, das im rechten Kanal, bei voller Auslastung die positive Halbwelle abriss:
Dieser Fehler wurde schnell gefunden, es war D316, einer der dicken Dioden in der Endstufe hatte Kurzschluss.
Der zweite Fehler: der R4 ging nach ein Paar Minuten für ca. 3 Sekunden in die Sicherheitsabschaltung, dieses trat beim drücken der Loudness Taste auf.
Im unteren Frequenzbereich konnte man auf dem Ozzi sehr gut sehen, das die Kurve sich hoch und runter bewegte. Der Fehler war auf der Vorstufe zu suchen und die Signale wurden nun verfolgt, über IC211 (der große Sony IC) kam das Signal einwandfrei, auch an IC208 war kein Fehler auszumachen. Allerdings gab der IC210 des rechten Kanal´s das Signal nicht richtig an IC212 weiter, R278 war nicht richtig angelötet oder hatte eine kalte Lötstelle. Nach Tausch und Kontrolle war der Fehler nun verschwunden.
Eine Klopfempfindlichkeit im rechten Kanal stellte sich noch heraus, nach mehreren Auslötarbeiten, Sichtkontrollen und Testens konnte dieser Fehler leider nicht lokalisiert werden. Da es sich allerdings nur bei wirklich starken drückens auf die Vorverstärkerplatine bemerkbar macht, und weitere Untersuchungen zur Folge hat, kann ich mit diesem Problem leben da dieses nicht im Alltagsbetrieb vorkommt.
Das Tunerbord wurde komplett getestet und für gut gefunden. Weitere Einstellungen waren hier nicht von Nöten. Allerdings war ich in meiner Revisionsarbeiten beim Tunerbord sehr nachlässig, diverse kalte Lötstellen sowie Klebereste wurden (zurecht) bemängelt.
(Diese habe ich heute morgen nun noch entfernt)
Mittelwelle ist wohl zu vernachlässigen (jetzt schreien die Regie-Leute wieder) da muss ich Pierre recht geben, dieses werde ich vielleicht
mal bei der nächsten Revision nacharbeiten.
Die Fehler waren nun alle behoben. Eine echte (durch Pierre getestete) Verbesserung ist das wechseln des Infrarotauges. Hier hat sich herausgestellt, das durch Fremdlicht (Neonlicht oder Flachbildschirme) der Prozessor arg bis zum Absturz gestört wird. Neuere Infrarotaugen filtern dieses Fremdlicht aus. Pierre hat herausgefunden, das die Trägerfrequenz in R4/CC4 Geräten bei 36 KHz liegt.
Verwendung findet ein neues Auge von
Vishay
(Datenblatt sowie Bestellmöglichkeiten (1,42€) bei Farnell sind im Link zu finden)
Die Bauform passt sehr gut ins Atelier Gehäuse, allerdings müssen die passiven Bauteile ausgebaut (oder abgeknipst) werden, da das neue Auge direkt mit dem Prozessorbord (über Flachbandkabel) verbunden wird.
Hier Pierre´s Schaltbild der neuen Situation:
Leider habe ich kein Schaltbildzeichen Programm, aber so kompliziert ist es ja nicht.
Der Fremdlichtfehler scheint bei jedem R4 / CC4 anderes aufzutreten. Bei meinem war überhaupt keine Störung auszumachen, daher werde ich den Umbau erst mal nicht machen.
Hier mal die Störungen auf dem Ozzi sichtbar gemacht:
Danach wurde das neue Auge aufgesteckt:
und der Test mit Neonlicht wiederholt:
Das künstliche Licht stört nun nicht mehr das Feld des Infra-Auges und wird von ihm absorbiert. Eine wirklich effektive elegante Lösung wie ich finde, vielen Dank Pierre für die tolle Ersatzteilrecherche und die Idee, da man die alten Bauteile nun nicht mehr benötigt und das bestehende Flachbandkabel zur Prozessorbox einfach weiterverwenden kann, genialer geht’s nicht!
Und da war dann noch der DC/DC Wandler... also, es lag nun nicht an den 3 defekt geglaubten, gelieferten Wandlern. Die Masse für den Spannungsregler wird über 2 Dioden auf ein höheres Potenzial gelegt um die benötigte (6,2V) Spannung für das Bord zur Verfügung zu stellen. Damit kommt leider der Wandler nicht klar. Schade eigentlich, da er ja ein echter 7805 Ersatz laut Datenkarte sein soll. Pierre meint, das man eine 6,5V Version verwenden könnte und den Strom mit einer Schottky-Diode wieder runter regeln kann. Weitere Versuche erspare ich mir mit dem nun schon sehr beanspruchten Box, da ich ja noch die „Version 1“ den herkömmlichen Spannungsregler an die Seite gebaut hatte. Gerne höre ich aber von Nachahmern, die den DC/DC Wandler verwenden.
Hier noch eine Zusammenfassung beschrieben von Pierre zum nachhören. (die Ladezeit kann ein paar Minütchen dauern)
Dem Pierre danke ich wirklich zahlreiche male, das er sich den ganzen Tag Zeit für mich genommen hat!
Einen andere Sache sind wirklich die hartnäckigen Klebereste. Hier werde ich nochmals nacharbeiten müssen. Dieses sollte man auch von Anfang an diszipliniert durchziehen, dann bricht man sich nicht (so wie ich jetzt) die Finger. Dieser wirklich hartnäckige Kleber verursacht Kriechströme und angefressene Füße der Bauteile.
Nun kurz nochmals zum Prozessortausch. Ich habe heute 2 der wirklich nicht mehr zu bekommenen Version /2 von Herbert Henrici bekommen. Nach einem Telefongespräch erfuhr ich, das er früher bei Braun in der Technik arbeitete und sich vor Atelier-Ende ein paar Chips gesichert hat.
Geliefert hat er neben dem Chip einen Sockel und ein paar Widerstände. Diese kommen zusätzlich unter den Chip. Eine Anleitung mit Anschlusspunkten liegt auch dabei. Aber mehr davon im 4ten und letzten Teil der R4/1 Revision..... da es danach ja ein R4/2 ist!
Was zum R4/2 noch fehlte:
Die Kopfhörerbuchse habe ich von einem hier nicht genannt werden wollenden Gönner bekommen. Sie ist nun auch schwarz statt silbern. Vielen Dank dafür!
Gerne höre ich, welche optischen und auch technischen Unterschiede zwischen R4/1 & R4/2 noch bestehen.
Gruß... Uli